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Was macht eigentlich eine Junior Software Ingenieurin Java / Mainframe?
Anna B. arbeitet mit Programmen, die zum Teil älter sind als sie selbst. Die Welt des Mainframe zu verstehen, sie weiterzuentwickeln und mit neueren Technologien zu verbinden, ist für die Software Ingenieurin eine spannende Aufgabe mit besten Zukunftsaussichten. Im Interview spricht Anna über die Faszination alter Programmierstile und weshalb sie das neue Schulungsprogramm zum Mainframe Entwickler der Finanz Informatik Solutions Plus (FI-SP) für eine echte Chance hält.
Hallo Anna, kannst Du uns erzählen, was Dein Aufgabengebiet im Team der Lösungsfinder ist?
Gerne, ich bin Software Ingenieurin am Standort Fellbach. Mein Hauptaufgabengebiet ist es, in COBOL auf dem Mainframe für die Kunden zugeschnittene Lösungen zu entwickeln.
Wie sieht das konkret aus, wie gehst Du vor?
Die Kunden kommen auf uns zu und sagen, dass sie dieses oder jenes Problem haben. Im Team überlegen wir dann, was wir für eine Lösung anbieten können. Das heißt, wir entwickeln nicht nur bestimmte Codeabschnitte, sondern schauen auch, welcher Lösungsweg am geeignetsten ist. Wir kreieren Lösungen.
Kannst Du an einem Beispiel erklären, was es bedeutet, eine Lösung zu kreieren?
Vor Kurzem haben wir ein Projekt abgeschlossen, bei dem es darum ging, ein altes System abzulösen und dieses in ein neues System zu integrieren. Die Herausforderung war, dass das alte System viele Schnittstellen zu anderen Systemen hatte. Damit nun nicht jedes angebundene System umgestellt werden muss, haben wir eine Lösung gefunden, die das Datenformat so belässt wie es ist und stattdessen eine ,,Übersetzung“ vom neuen Format in das alte Format umgesetzt.
Daraus lässt sich schließen, dass Du beim Mainframe vor Herausforderungen gestellt wirst, die andere Entwickler so nicht kennen?
Ich habe zum Teil mit Programmen zu tun, die schon im Einsatz waren, als ich noch gar nicht geboren war. Damals hatte man einen ganz anderen Programmierstil als heute. Sich mit diesem Stil auseinanderzusetzen, einen Code erst einmal zu verstehen, das ist das eine. Das andere ist, dass wir ständig mit wechselnden Auftraggebern an verschiedenen Standorten arbeiten. Das hat zur Folge, dass wir uns regelmäßig in neue Infrastrukturen einarbeiten und uns auch immer wieder mit neuen Prozessen auseinandersetzen müssen.
Findest Du die Herausforderungen spannend?
Absolut, ich selber komme wie viele andere junge Menschen auch, aus einer eher objektorientierten Programmierwelt. Beim Mainframe wird man mit Programmen konfrontiert, die gewissermaßen die Anfänge der Programmierung noch in sich tragen. Das bedeutet, dass man es zum Teil mit Konstrukten zu tun hat, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hat. Dann arbeitet man sich in diesen Stil ein und irgendwann versteht man ihn auch. Das ist nicht nur eine Genugtuung und ein Erfolgserlebnis, sondern ich glaube auch, dass man so für die Zukunft besser gerüstet ist. Weil man die neue und die alte Welt der Programmierung kennenlernt und irgendwann beides beherrscht.
Hast Du Dich bei der FI-SP speziell für eine Stelle im Mainframe-Umfeld beworben?
Ja. Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber kam ich mit dem Mainframe in Berührung und fand es unglaublich spannend. Ich liebe vor allem die Logik bei der ganzen Sache, fand es aber auch interessant, dass es immer weniger Leute gibt, die das beherrschen. Da habe ich mir gesagt: „Cool, dann fängst du mal an, das zu beherrschen“. Also habe ich nach einem Arbeitgeber gesucht, der mir dieses Know-how vermitteln kann und dabei bin ich auf die FI-SP gestoßen.
Das heißt, das schon oft gehörte Ende des Mainframe verunsichert Dich nicht?
Nein. Man sagt schon seit 20 Jahren, dass der Mainframe stirbt und dann schaue ich mir an, wieviel Arbeit ich habe … Sicher wird weiter versuchen werden, den Mainframe abzulösen, aber ich denke, man hat sich damit abgefunden, dass dies nicht so einfach und nicht so schnell passieren wird. Dazu ein Beispiel: Zurzeit arbeiten wir an einem Projekt, das uns mit dem Problem konfrontiert, dass alte und moderne Anwendungen miteinander kommunizieren müssen. Daher entwickeln wir gerade ein Framework, das diese Kommunikation zwischen der alten Welt, also einem COBOL-Programm und der neuen Welt, wie zum Beispiel einem Java-Programm, ermöglicht. So etwas kommt immer mehr und in diese Richtung geht meiner Meinung auch der Trend: Weg von der Ablösung des Mainframe, hin zur Zusammenarbeit von alter und neuer Welt.
Inwieweit musst Du neben COBOL auch modernere Sprachen wie Java beherrschen?
Man muss kein Java-Experte sein, aber es ist von Vorteil, die objektorientierte Programmierung zu beherrschen. Zum Beispiel nutzen wir u. a. ein Framework in COBOL, was auf einem objektorientierten Ansatz basiert.
Du arbeitest am Standort Fellbach, fällt Dir spontan etwas ein, was typisch für den Standort oder allgemein für die FI-SP ist?
Was mir dazu einfällt ist, dass wir eine Art Tüftler-Kultur pflegen. Es kommt immer wieder vor, dass man gerade mit einer Aufgabe beschäftigt ist und ein Kollege, der das mitbekommt, zeigt einem eine Lösung, die im ersten Moment verrückt scheint, aber dann viel schneller und effizienter ist. Umgekehrt wird es auch geschätzt, wenn man selber Ideen hat, wie etwas simpler funktionieren kann. Diese Mentalität, Neues auszuprobieren, ist typisch für den Geschäftsbereich in dem ich arbeite.
Es gibt immer wieder Stellen-Ausschreibungen für Dein Tätigkeitsfeld. Was kannst Du Bewerbenden raten?
Man sollte Spaß daran haben, Lösungen für Probleme zu finden. Gerade in der Mainframe-Welt wird man jeden Tag mit unbekannten Herausforderungen konfrontiert. Davor sollte man nicht zurückschrecken, sondern sie annehmen. Für Bewerber sicherlich auch interessant ist, dass es auf dem Mainframe oft die bankfachlich spannenderen Programme zu entwickelt gibt, weil Berechnungen etc. eher im Backend stattfinden und nicht in den Oberflächen, die dann eher mit modernen Entwicklungsumgebungen/Programmiersprachen entwickelt sind. Persönlich finde ich es sehr gut, dass es das neue Schulungsprogramm für angehende Mainframe-Entwickler gibt. Denn dann lernt man, sich in eine Programmierwelt einzuarbeiten, die immer noch sehr sehr stark verbreitet ist, die aber von zunehmend weniger Entwicklern beherrscht wird. Das heißt, wer sich jetzt auf Mainframe spezialisiert, wird bald einer von wenigen sein, die dies künftig noch können. Entsprechend gesucht werden diese Fähigkeiten sein.