Unser IT-Blog
Was macht eigentlich eine Software Entwicklerin Mainframe?
Entwickler/innen mit Mainframe-Erfahrung werden immer mehr zu gesuchten Experten. Das kann auch Sabrina S. bestätigen, die nach der Insolvenz ihres ehemaligen Arbeitgebers schnell im Team der Lösungsfinder ein neues Wirkungsfeld gefunden hat. Über ihren Wechsel von der Touristik in die IT der Finanzbranche und was sie an Großrechnern begeistert spricht sie in diesem Interview.
Hallo Sabrina, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Gespräch nimmst. Stellst du dich bitte kurz vor und erzählst uns, was du bei der FI-SP machst?
Ja, gern. Also, ich bin seit zwei Jahren bei der FI-SP, wo ich als System Engineer Mainframe arbeite. In meinem ersten Jahr war ich bei einem großen Wertpapierhaus im Host-Umfeld unterwegs. Dort waren wir in einem agilen Team vor Ort im Einsatz – bis Corona zugeschlagen hat. Seit Januar 2021 arbeite ich in einem neuen Projekt, das die Weiterentwicklung eines Kartenmanagementsystems zum Inhalt hat. Meine Aufgaben liegen in der Entwicklung und dem Hosting. Das heißt, ich arbeite unter anderem mit Cobol, JCL und DB2 auf dem Großrechner.
Das sind vermutlich zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen, die du bisher durch die Projekte gesammelt hast, richtig?
Die Herangehensweise ist sehr projektspezifisch. Bei dem Wertpapierhaus haben wir zunächst vor Ort gearbeitet. Unser Team hat sich aus Experten der Bank, der FI-SP und weiteren Externen von anderen Firmen zusammengesetzt. Wir waren dort eines der ersten Teams, die agil ihre Projekttätigkeit mit Scrum umgesetzt haben. Als Corona kam, haben wir aus dem Homeoffice weitergearbeitet, was kein Problem war. Wir hatten unsere Laptops, mit denen wir uns per VPN in die Entwicklungsumgebungen einloggen konnten.
Und wie arbeitest du bei dem aktuellen Kundenprojekt?
Beim Kartenmanagementsystem geht es um alle möglichen Arten von Karten, also klassische Kreditkarten, Zahlungssysteme wie Apple Pay, digitale Karten. Meine Aufgabe ist es zum Beispiel, Daten aus den Datenbanken an die Frontendsysteme zu liefern. Neue Anforderungen, wie beispielsweise neue Felder die angezeigt werden sollen, setze ich um. Hierfür lese ich mittels SQL in Cobol-Programmen die Daten aus den DB2-Datenbanken aus. In der Testumgebung teste ich dann, ob meine Daten auch ankommen und richtig angezeigt werden.
Arbeitest du bei dem Projekt auch remote?
Genau, ich arbeite ebenso remote in einem standortübergreifenden Projekt.
Wie war für dich die Einarbeitungsphase, hattest du vorher schon Berührungspunkte mit der Finanzwirtschaft?
Überhaupt nicht. Bevor ich bei der FI-SP angefangen habe, war ich in der Touristikbranche. Von daher bin ich im Bankenbereich ein Neuling und musste mir die Fachlichkeit erst einmal aneignen. Am Anfang habe ich daher mit kleineren Aufgaben begonnen. Unsere Projektverantwortlichen haben mir zu Beginn Auftrag-Tickets geschnürt, bei denen nur kleinere Sachen geändert werden mussten und die dann in den Releases, zusammen mit den anderen Änderungen, eingeführt wurden. Bei meinem letzten Projekt war ich aber schon so weit, dass ich auch Tickets übernehmen konnte, die Probleme in der Betriebstätigkeit betrafen. Um es anschaulich zu formulieren: Ein nächtlicher Datenablauf ist abgebrochen und ich musste schauen, wo es hängt und es dann fixen.
Was ist neu, was ist anders in der IT für Finanzinstitute?
Wenn in der Touristik durch einen Rechnerabsturz keine Reisen gebucht werden können, dann geht es je nach Größe des Unternehmens um Millionenbeträge pro Stunde. Daher bin ich es gewohnt, verantwortungsvoll zu arbeiten. Trotzdem musste ich mich umgewöhnen. In der Finanzwirtschaft muss alles revisionssicher sein. Es gibt streng festgelegte Richtlinien, die zu beachten sind. Zum Beispiel vorgefertigte Dokumente, die auszufüllen sind. Die Vorgehensweise, wie Änderungen am System zu implementieren sind, sind genau festgelegt. Die Recherche auf den produktiven Daten wird gemonitort. Ebenso sind AdHoc Änderungen nicht einfach möglich.
Wie wichtig ist dabei ein bankfachliches Wissen?
Da muss man sich richtig reinarbeiten. Um einen groben Überblick zu bekommen, habe ich in meiner Einarbeitungsphase eine dreitägige Schulung absolviert. Aber ich arbeite mich immer noch Tag für Tag weiter in das Metier ein. Das ist mir auch persönlich sehr wichtig, denn ich möchte, was die Fachlichkeit betrifft, wieder das Level erreichen, das ich in der Touristik hatte. Im Moment bin ich noch reine Entwicklerin, ich möchte aber mehr in fachliche Diskussionen einsteigen können.
Was hat dich eigentlich bewegt, von der Touristik-IT in die IT der Finanzwirtschaft zu wechseln?
Ich habe 20 Jahre für ein großes internationales Touristikunternehmen gearbeitet, das 2019 in die Insolvenz gegangen ist. Also musste ich mich umschauen. Ich habe nach Branchen gesucht, in denen klassische Host-Entwickler gesucht werden, wie in der Banken- und Versicherungsbranche, wo noch vielfach Großrechner im Einsatz sind. Ich wurde dann von einem Headhunter kontaktiert und bin so zur FI-SP gekommen.
Warum eigentlich Großrechner? Was fasziniert dich an einer Technologie, die schon seit langem als Auslaufmodell gilt?
Diese Faszination kommt wahrscheinlich durch meine Erlebnisse und Erfahrungen. Als ich in der Touristik anfing, hatten wir ein eigenes Reise-Reservierungssystem auf dem Großrechner entwickelt. Dieses System hat mich sehr fasziniert. Was da an Daten pro Nacht herumgeschaufelt wurden war beeindruckend. Und dabei lief das System sehr zuverlässig und die Qualität der Daten war einfach super gut. Weil es hieß, dass Großrechner hohe Kosten verursachen, haben wir dann aber angefangen, das System nach und nach abzulösen. Wir sind mit einzelnen Projekten in Richtung Java gegangen. Dabei fand ich faszinierend, dass man auch bei einem alten Mainframe Neuerungen einbauen kann. Wir haben damals zum Beispiel XML eingebaut, auch Kombinationen von Cobol zu Java sind möglich. Also dass man IT modernisieren kann und den Mainframe mit seiner Stabilität, auf die man sich verlassen kann, dennoch weiterbetreibt, finde ich sehr spannend. Daher bin ich auch in diesem Bereich geblieben. Außerdem ist es das, was ich gut kann.
Entwicklerinnen wie du, die fit am Mainframe sind, werden heute vermehrt gesucht …
Ja, das merkt man. Viele, die Großrechner-Erfahrung haben, gehen jetzt oder in den kommenden Jahren in Rente. Junge Entwickler orientieren sich dagegen mehr in Richtung Java. Daher wundert es nicht, dass auch meine ehemaligen Kollegen, die alle Cobol-Experten sind, ganz schnell einen neuen Job gefunden haben.
Was wären für dich neben dem Job-Argument Gründe für junge IT-ler, sich heute in Richtung Mainframe zu orientieren?
Ich denke, als Studienabgänger ist die Kombination Cobol und Java sehr interessant. Man muss natürlich wissen, dass die Denkweisen – also was das Programmieren betrifft – sehr unterschiedlich sind. Es wird schon seit 20 Jahren gesagt, dass der Großrechner keine Zukunft mehr hat. Tatsache ist aber, dass Großrechner trotz allem weiter betrieben werden, dass sie teilweise erneuert und modernisiert werden. Diese Kombination aus Cobol- und Java-Kompetenz ist daher auch weiterhin gefragt und aufgrund der unterschiedlichen Denkweisen auch sehr spannend.
Weg von der Technik, hin zum Menschlich-Sozialen. Fühlst du dich wohl bei der FI-SP? Was macht für dich das Team der Lösungsfinder aus?
Ich wurde sehr herzlich aufgenommen. Es gibt bei der FI-SP einen tollen Teamspirit. Da ich ganz neu im Finanzbereich war, wurde ich super eingearbeitet. Die Kollegen/innen sind sehr hilfsbereit und haben sich trotz vieler Arbeit Zeit genommen, um uns Neulingen das System näher zu bringen. Ich habe in meiner recht kurzen Zeit bei der FI-SP auch schon einige Schulungen absolvieren dürfen. Das war ich ehrlich gesagt nicht gewohnt. Das finde ich toll und super wichtig. Man wird bei der FI-SP sehr gefördert. Ich habe ja zum Beispiel eine Scrum-Master Ausbildung machen können, die ich schon gerne viel früher gemacht hätte. Als wir 2020 remote arbeiten mussten, bekamen wir Fitnessgeräte, Masken und andere Dinge nach Hause geschickt. Das fand ich schon sehr beeindruckend.