
Monatsrückblick Juli 2025
Zusammenfassung: Im Juli 2025 gab das Recruiting-Team der FI-SP Einblicke in seine Arbeit und gab…
Überweisungstermin fast verpasst? Von privat ein Auto gekauft? Oder schnell mal einem Freund den vorgestreckten Betrag für die gemeinsame Reise schicken? Echtzeitüberweisungen im Online-Banking sind ein echter Gewinn. Nicht nur für Privatkunden, sondern auch im B2B-Zahlungsverkehr. Wenn Zahlungen in Echtzeit fließen, wirkt sich das unmittelbar auf die Liquidität, Planungssicherheit oder Lieferketten aus. Unternehmen können schneller disponieren, Risiken senken und partnerschaftlich handeln, wenn das Geld nur maximal 10 Sekunden statt mehrerer Tage unterwegs ist.
Mit unserer Entwicklungsarbeit im Bereich Instant Payment (seit 2017) sorgen wir dafür, dass komplexe Prozesse reibungslos, sicher und regulationskonform funktionieren. Aktuell beschäftigen wir uns unter anderem mit der Umsetzung der neuen Vorgaben für die Echtzeitüberweisungen. Hier steht in diesem Jahr noch ein wichtiger Termin an. Worum es geht und welche komplexen Aufgaben damit verbunden sind, ordnet unser Lösungsfinder Ralf ein.
Seit Januar dieses Jahres kann ich bei meiner Sparkasse kostenfrei Sofortüberweisungen vornehmen. Was ist noch zu tun?
Ralf: Sparkassen sind fix, die haben die Sepa-Echtzeitüberweisung für Privatkunden seit 10.07.2018 vollständig umgesetzt. Jetzt geht es in der Sparkassen-Finanzgruppe noch um die Firmenkunden.
Kurz zur Einordnung: Für die Einführung der Echtzeitüberweisung sind zwei Termine wichtig. Seit Januar müssen alle Institute in der Lage sein, Echtzeitüberweisungen zu empfangen. Hierzu hat der Europäische Zahlungsverkehrsausschuss (EPC) weitere Rahmenbedingungen festgelegt, wie beispielweise die maximale Betragsgrenze für eine Echtzeitüberweisung innerhalb des SEPA-Raums in Höhe von 100.000 Euro pro Transaktion.
Im Oktober dann muss Instant Payment vollständig umgesetzt sein. Dann müssen Zahlungsdienstleister nicht nur eingehende Echtzeitüberweisungen in Euro ohne Zusatzkosten ermöglichen, sondern auch ausgehende. Und zwar ohne Transaktionslimit. Dabei sorgt die "Verification of Payee" (VoP) für eine zusätzliche Absicherung. Sie wird auch Zahlungsempfängerbestätigung genannt und ist ebenfalls bis Oktober umzusetzen. Banken müssen dann vor der Ausführung einer SEPA- bzw. Echtzeit-Überweisung den Namen des Zahlungsempfängers mit der angegebenen IBAN abgleichen und das Ergebnis anzeigen.
Warum wird die Echtzeitüberweisung im Firmenkundengeschäft später umgesetzt?
Ralf: Was sich einfach nach einer Beschleunigung vorhandener Prozesse anhört, ist eine komplexe Angelegenheit, die Zeit benötigt. Eine zeitliche Streckung der Umsetzung ist sinnvoll. Denn die Prozesse zur Abwicklung von Überweisungen haben sehr viele Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Systemen verschiedener Institute und Provider. Gerade im Firmenkundengeschäft wächst die Komplexität noch einmal an, da nicht nur die Systeme der Banken berücksichtigt werden, sondern auch die der Unternehmen.
B2B-Geschäftsvorfälle durchlaufen sehr viele Anwendungssysteme. Die Prozessketten wechseln zwischen Großrechnern, dezentralen Servern, Browseroberflächen und verschiedener Netze der beteiligten Rechenzentren und Firmenkunden. Das fängt schon bei der Vielfalt zur Erfassung einer Überweisung an:
Das Dispositions-Modul der Banken prüft eingereichte Zahlungsverkehraufträge auf Ausführbarkei, leitet den Auftrag zur VoP-Prüfung und merkt im Kontoystem die Zahlung vor. Echtzeitüberweisungen werden als Sammlerdateien oder near-time als MQ-Nachrichten an den Digitalisierungspartner der Sparkassen-Finanzgruppe, unsere Mutter Finanz Informatik (FI), zur Abwicklung durch das Gesamtbanksystem OSPlus übergeben. Buchungen werden an OSPlus beziehungsweise die bei unseren Kunden parallel betriebenen Kontoführungssysteme übergeben und dort ausgeführt. Diese senden dann Statusmeldungen an den Electronic Banking-Server beziehungsweise an den Kunden zurück, was auch systemseitig hinterlegt werden muss. Darüber hinaus sind auch Verfahren für den Rückruf einer Zahlung sowie Ablehnung einer Zahlung bereitzustellen.
Ein echtes Mammut-Projekt. Kannst du das ein bisschen in Zahlen fassen?
Ralf: Ja, gerne. Auf FI-SP-Seite sind in das Projekt circa 30 Lösungsfinderinnen und Lösungsfinder eingebunden. Wir entwickeln APIs (REST), um zwischen Anwendungen und Kontoführungssystemen die wesentlichen Funktionen nutzen zu können. Da circa 10 unterschiedliche Anwendungen in den Prozess eingebunden sind, arbeiten wir eng mit anderen Unternehmen zusammen:
Die Produktivsetzung der Anwendungen ab Mitte September 2025 und den Cutover von IP am 05.10.25 betrifft über 30 Spezialisten und bedarf einer detaillierten Ablaufplanung.
Wie können wir uns die Projektzusammenarbeit vorstellen?
Ralf: Bei so vielen Projektbeteiligten kommt es auf eine gute Kommunikation an. Ein intensiver regelmäßiger und problembezogener Austausch (Dailys, Weeklys, Workshops) zwischen den Entwicklern und Fachleuten ist notwendig. Um eine korrekte durchgängige Struktur zu schaffen, bauen die Entwicklungen in den Häusern aufeinander auf. Da geht es bei allen Beteiligten auch mal tiefer in die Anwendung bzw. die Use Cases. Die Umsetzung betrifft die Datenmodellierung einschließlich der Anpassungen in Datenbanken, die GUI und User Experience der Onlineanwendung- sowie die Backendfunktionen dazu.
Die Anforderungen sind vielfältig. Wir nutzen verschiedene moderne Standards aus der Java- und Hostwelt. Ein wichtiger Punkt ist die Abstimmung der verschiedenen standardisierten und individuellen XML-Formaten des Zahlungsverkehrs beziehungsweise der jeweiligen Anwendungssysteme. Dazu erstellen wir in beiden Welten Scripte sowie Jobabläufe, bereiten Testfällen für Performance-, Last-, E2E-Tests technisch vor und führen diese durch.
Reicht dafür die Zeit bis Oktober überhaupt aus?
Ralf: Das Timing ist sportlich, aber mit unser aller Erfahrung und langjährigen Expertise bei allen Mitwirkenden machbar. Die Projektlaufzeit ist mit 9 Monaten recht kurz. Daher setzen wir trotz Wasserfallmodell, also das Arbeiten mit klassischem Fach- und IT-Konzept, auf agile Vorgehensschritte. Wir nutzen agile Tools wie JIRA für die Steuerung des Test- und Produktivgangs. Und finden immer wieder pragmatische Lösungen, etwa für den Einsatz der Neuentwicklungen in verschiedenen Anwendungen, auch wenn diese zu verschiedenen Zeitpunkten in Produktion gehen. Das spannende an dem Projekt ist, dass alle über den Tellerrand ihres üblichen Einsatzbereichs hinausschauen und durch Zusammenarbeit und unternehmensübergreifendes gegenseitiges Verständnis im Projektteam viel von der anderen Seite lernen können. Ein tolles, menschlich und inhaltlich vielfältiges Projekt mit einem echten Impact für die Bankenwelt.